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Einfach Produktiver - Fortschritt

Fortschritt und Momentum – Die Kraft der kleinen Schritte

Wenn du schon einmal ein Auto geschoben hast, kennst du den Unterschied. Das Anschieben aus dem Stand ist ein Kraftakt. Ist das Fahrzeug erst einmal in Bewegung, braucht es nur noch wenig Kraft, um es in Bewegung zu halten. Während das Anschieben fast unmöglich erscheint, ist das „am Rollen halten“ dazu recht einfach.

Ähnlich verhält es sich bei der Umsetzung größerer Projekte. Aller Anfang ist schwer. Aber sobald wir Fortschritte sehen, steigt unsere Motivation.

„Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“

(Laotse)

Fortschritt – Die Macht der kleinen Erfolge.

Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen motiviert uns Fortschritt am wirksamsten. Das liegt daran, dass ein erster kleiner Erfolg bei einer Aufgabe unseren Glauben an weitere Erfolge stärkt.

In einer Studie haben Teresa Amabile und Steven Kramer nachgewiesen, dass „ein täglicher Fortschritt – und sei er noch so klein“ – einen entscheidenden Unterschied in Bezug auf die Emotionen und die Leistung von Menschen ausmachen kann. „Von allen Dingen, die die Emotionen, die Motivation und die Wahrnehmung während eines Arbeitstages steigern können, ist der Fortschritt bei einer sinnvollen Arbeit am wichtigsten“.

Momentum schaffen, statt immer wieder neu starten

Um wichtige Dinge zu erreichen, müssen wir mit kleinen Schritten starten, um die erste Hürde zu nehmen und dann ein Momentum aufbauen. Wichtig ist hierbei das Momentum über die Zeit aufrecht zu erhalten. Dann gehen uns Aufgaben meist von selbst von der Hand. Es ist wie beim Auto anschieben. Solange es rollt, brauchen wir wenig Energie. Wenn wir aber stehen bleiben, müssen wir wieder viel Kraft aufwenden, um es dem Ziel näher zu bringen.

Dieses Phänomen kennen wir aus vielen Bereichen des täglichen Lebens. Dahinter steckt das erste Newtonsche Gesetz auch bekannt als Trägheitsgesetz: Objekte, dies sich in Ruhe befinden, neigen dazu in Ruhe zu bleiben, solange keine äußere Kraft auf sie einwirkt. Objekte, die sich bewegen, neigen dazu, in Bewegung zu bleiben, es sei denn, etwas stoppt ihren Schwung.

Der Volksmund sagt: „Aller Anfang ist schwer“. Wenn man jedoch mit etwas begonnen hat, dann ist es einfacher an einer Sache zu bleiben. Wenn wir  die ersten kleine Erfolge sehen, dann tragen diese uns weiter voran. Wichtig also: Anfangen und Momentum schaffen!

Wenn wir einmal in Schwung sind, können wir diesen nutzen, um auf das nächste Zwischenergebnis hinzuarbeiten und auf das nächste und so weiter, bis wir am Ziel sind. Das ist wie Feuer machen: Man fängt mit einer ganz kleinen Flamme an und legt dann immer mehr kleine Äste dazu, bis man ein großes Lagerfeuer hat.

Fortschritt und Momentum – Die Superkräfte

Die Forscherin Teresa Amabile hat übrigens festgestellt: „Wenn man das Gefühl hat, bei der Arbeit voranzukommen, sind die Emotionen am positivsten und der Wille zum Erfolg am größten. Die Kernaussage hier ist „wenn man das Gefühl hat, dass man vorankommt“. Wie viel man tatsächlich erreicht, ist für die Motivation eigentlich ziemlich irrelevant. Wenn man nur das Gefühl hat, dass man vorankommt, ist man schon motiviert, weiterzumachen.

Gerade die kleinen (Zwischen-)Erfolge sind für unsere Motivation besonders wichtig, da sie im Vergleich zu einem einzigen großen Ziel (= die komplette Fertigstellung eines Vorhabens) einfacher und schneller zu erreichen sind. Denn für jedes erreichte kleine Ziel belohnt sich unser Körper mit einer Dopaminausschüttung, die uns glücklich macht.

Würden wir nur auf den einen großen Erfolg hinarbeiten, müssten wir sehr lange auf das Glücksgefühl warten. Und wir würden wahrscheinlich aufgeben, lange bevor wir etwas Greifbares sehen. Was wir also statt großer Erfolge brauchen, um an einer Sache dranzubleiben, ist ganz einfach Schwung, das Momentum. Und genau das geben uns die kleinen Zwischenerfolge.

Kleine Fortschritte führen zu großen Ergebnissen – ein Beispiel

Ein schönes Beispiel ist die Geschichte des britischen Radteams. Vor 2008 wurde es von vielen Fachleuten als die Lachnummer des Radsports betrachtet. Das Team fuhr bei Wettkämpfen eher hinterher als vorne mitzufahren. Um das zu ändern, engagierte der Verband David Brailsford, um die Strategie und Philosophie des Teams zu ändern.

Bis dahin wurden viele Versuche unternommen, die Dinge grundlegend zu ändern. Keiner brachte den gewünschten Erfolg. Doch Brailsford ging die Sache ganz anders an als seine Vorgänger. Statt über große Veränderungen nachzudenken, begann er, sich mit den kleinsten, einfachsten Details zu beschäftigen und diese Schritt für Schritt zu verändern: Andere Kissen, damit die Athleten besser schlafen konnten, neue Sitze für mehr Komfort usw.

Er wusste, dass große Erfolge zu diesem Zeitpunkt weniger wichtig waren, als dem Team das Gefühl zu geben, etwas erreicht zu haben, und sei es noch so klein. Deshalb konzentrierte er sich zunächst auf die kleinen Erfolge.

In einem Interview beschreibt er seine Denkweise so: „Die Menschen wollen das Gefühl des Fortschritts. Aber wenn wir nach Perfektion streben, werden wir scheitern, weil Perfektion so weit weg ist. Anstelle von Perfektion sollten wir also ein wenig Fortschritt machen, nur ein wenig, und das wird uns ein gutes Gefühl geben. Unser Ziel war es eine kleine Veränderung herbeizuführen und dann in der nächsten Woche fragen, welche anderen kleinen Dinge wir noch tun könnten.

„Plötzlich hat man das Gefühl, dass man in Bewegung ist. Wenn man das Gefühl hat, dass man vorankommt, fühlt man sich gut. Kleine Fortschritte bedeuten den Menschen viel. Wenn sie das spüren, wissen sie, dass sie es morgen wieder schaffen können. Versucht man hingegen, in einem Schritt etwas Großes zu erreichen, ist das weniger nachhaltig. Im Januar geben wir alle im Fitnessstudio Vollgas, und im Februar haben wir dann natürlich wieder aufgehört. Und warum ist das so? Es ist ziemlich selten, dass man große Veränderungen umsetzen kann und diese auch nachhaltig sind. Aber es ist ziemlich einfach, kleine, schrittweise Veränderungen vorzunehmen und diese dann auch durchzuhalten.“

„Ich glaube, dass die Beständigkeit im Laufe der Zeit den großen Unterschied ausmacht. Wir haben im Team nie über die Podiumsplätze oder Trophäen in der Zukunft nachgedacht – darüber haben wir nicht gesprochen – wir haben über die kleinsten Dinge nachgedacht, die wir heute tun können, um Fortschritte zu erzielen. Wenn man eine solche Kultur schafft, spüren die Leute den Fortschritt, und sie sind motiviert. So nimmt das Team wahr, dass wir in Bewegung sind, dass wir uns verändern. Und das macht den entscheidenden Unterschied.“ (Quelle: The Diary of a CEO, Stefen Bartlett)

Sein Ansatz war von Erfolg gekrönt. Unter seiner Leitung gewann das Team bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking 57 Prozent aller Goldmedaillen im Straßen- und Bahnradsport. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London stellte es sieben Weltrekorde und neun olympische Rekorde auf. Innerhalb von zehn Jahren haben britische Radsportler 178 Weltmeisterschaften, 66 olympische oder paralympische Goldmedaillen und fünf Siege bei der Tour de France gewonnen.

  einfach.produktiver. Tipp

Selbst gesetzte Meilensteine werden oft unterschätzt. Dabei sind sie ein hervorragendes Mittel, um Momentum und Fortschritt zu erzeugen. Wie man sie clever und vor allem stressfrei einsetzt und mit weniger Aufwand mehr erreicht, habe ich im Blogbeitrag „Geheimwaffe Meilensteine“ beschrieben.

So schafft man Momentum und Fortschritt.

Steht man vor einer großen Herausforderung oder muss einen wichtigen Meilenstein erreichen, gibt es zwei Möglichkeiten diese Aufgabe anzugehen: „frühzeitig und klein“ oder „spät und groß“.

„Spät und groß“ bedeutet, alles in letzter Minute und in einem Ruck zu erledigen. Häufig sind dann Überstunden, die Nacht durcharbeiten und Stress die Folge. Im Gegensatz dazu bedeutet „Früh und klein“, so früh wie möglich anzufangen und dann Schritt für Schritt kleine Arbeitspakete in kleinen Zeiteinheiten stressfrei zu erledigen. Aber eben kontinuierlich.

Oft reichen schon zehn Minuten, die man regelmäßig in ein Projekt oder eine Aufgabe investiert, um sich viel Hektik und Stress in letzter Minute zu ersparen. Hier mein Paradebeispiel – das ich auch so umsetze: Wenn ein Vortrag mit Präsentation ansteht, erstelle ich mir sehr früh ein Dokument, in dem ich nur wenige Minuten die ersten Ideen, Strukturelemente, Kernaussagen notiere. Das ist ein reines Brainstorming, bei dem ich kurz meine Gedanken sammle und in Textform (keine Bilder!) festhalte. Das dauert oft nicht einmal 5 Minuten. Danach schließe ich die Datei sofort wieder und lasse mein Unterbewusstsein in den nächsten Tagen für mich arbeiten. Ein paar Tage später nehme ich mir wieder ein paar Minuten Zeit, um neue Ideen zu sammeln und die gesammelten Punkte zu strukturieren. Das mache ich Schritt für Schritt, bis ich die Kernaussagen und die Struktur definiert habe.

Mit dieser Vorgehensweise habe ich kleine Erfolgserlebnisse, schaffe mir ein Momentum um erkenne daran meinen Fortschritt in der Aufgabe. Im Endeffekt brauche ich weniger Zeit, kann stressfreier arbeiten und die Ergebnisse sind auch besser, weil durchdachter.

Fortschritt fängt mit dem ersten Schritt an.

Aber wie soll man den ersten Schritt tun, von dem man weiß, dass er der schwierigste ist? Warum “schleichen wir wie die Katze um den heißen Brei“ und verschieben den Beginn einer Aufgabe lieber auf morgen?

Der Grund liegt darin, dass wir wie bei großen Projekten vor einem unüberwindbaren Berg stehen. Je größer die Aufgabe, desto mehr Gedanken wie „Das muss ich auch noch berücksichtigen“ schießen uns durch den Kopf und lassen uns zögern. Je weniger sicher oder kompetent wir uns für die Aufgabe fühlen, desto größer ist diese Hürde. Je größer die Aufgabe oder je unangenehmer sie ist, desto eher neigen wir dazu, Dinge aufzuschieben oder zu überlegen, ob wir nicht lieber dies oder jenes tun sollten. Leider helfen uns diese Gedanken nicht weiter, denn so kommen wir nicht ins Tun.

Der Schlüssel zur Lösung dieses Problem liegt darin, die Aufgabe in kleine Häppchen zu zerteilen zu und damit einfach erreichbare Zwischenergebnisse zu definieren.

Eine einfache Methode besteht darin, sich eine Liste mit möglichen Aktivitäten zu erstellen, die helfen, ein Vorhaben zu realisieren bzw. ein Ziel zu erreichen. Es ist wichtig, sich nur einen sehr kurzen Zeitraum (5 Minuten) zu setzen und schnell alle Aktivitäten aufzuschreiben, die einem direkt in den Sinn kommen. Dann stellt man sich die Frage: Wenn ich nur eine Sache von dieser Liste tun könnte, welche würde mir am meisten helfen, meinem Ziel näher zu kommen? Und genau damit fängt man an!

Der erste Schritt besteht darin, nur eine kleine Sache zu identifizieren und sie zu tun. Ganz im Sinne des Zitats am Anfang dieses Artikels: „Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt“.

Konzentriere dich auf den minimalen Fortschritt

Damit ist zumindest schon mal der Anfang gemacht, aber wie schafft man es an einem Vorhaben auch dran zu blieben. Hier können wir zwei bekannte Denkweisen aus dem Silicon Valley nutzen: „Done is better than perfect“ und „What is the simplest possible product that will be useful and valuable to the customer“.

Diese Grundgedanken können wir nutzen, um den „minimalen machbaren Fortschritt“ zu definieren. Um Fortschritt zu schaffen, stellen wir uns die Frage: „Was ist der kleinstmögliche Fortschritt, der für die Erledigung der anstehenden Aufgabe wirklich nützlich und wertvoll ist und mich dem Ziel näher bringt?“

Mit dieser Frage fokussieren wir uns auf unsere wirklichen Kernaufgaben. Ziel ist es, genau die Aufgaben zu identifizieren, die machbar sind UND uns wirklich weiterbringen. Wenn man jeden Tag ein bisschen an einem Ziel, einem Projekt oder einem größeren Vorhaben arbeitet, entsteht automatisch ein Momentum, das einen konsequent nach vorne bringt.

Aufgaben zerteilen schafft Zufriedenheit und Momentum

Aber es kommt noch besser: Die Erledigung dieser kleinen Schritte schafft nicht nur Momentum, sondern auch Zufriedenheit. Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum wir lieber uns lieber eine weitere Runde eines Videospiels „gönnen“, als uns einer anstehenden Aufgabe zu widmen. Der Hintergrund ist, dass Videospiele so aufgebaut sind, dass sie eine schnelle Abfolge von kleinen Zielen und Belohnungen bieten. Daher lassen uns Videospiele oft über Stunden nicht los.

Ganz im Gegensatz dazu stehen unsere Aufgaben im Berufsleben: Häufig unklar formuliert, langwierig und meist nur mit wenigen – wenn überhaupt – Erfolgserlebnissen verbunden. Kein Wunder also, dass wir lieber die Zeit an der Playstation verbringen.

Den Grundgedanken von Videospielen kann man allerdings sehr gut auf unsere tägliche Arbeit übertragen. Statt also große, unübersichtliche Aufgaben anzugehen, ist es von Vorteil, wenn man diese in kleine Teilaufgaben zu zerlegen. Diese sind zeitlich besser planbar, leichter umzusetzen, reduzieren die Gefahr der Prokrastination und führen so zu schnellen Erfolgserlebnisse.

Der Schlüssel liegt also darin, anstehende Herausforderungen zu verkleinern und so leichter und schneller zum Erfolg zu kommen. Und genau diese regelmäßigen Erfolgsmomente helfen uns in den sogenannten Flow zu kommen. Das schafft Fortschritt und Momentum und schafft Erfolg.

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Fazit – Fortschritt und Momentum schafft Erfolg

Wie beim Anschieben eines Autos, erfordern unsere Vorhaben meist anfangs sehr viel Energie und Überwindung. Aber wenn wir erst einmal in der Umsetzung sind, wird es meist einfacher.

Deshalb ist es hilfreich große Vorhaben in kleine Teile zu zerlegen und so die Grundlage für kontinuierliche kleine Erfolgserlebnisse zu schaffen. Der Schlüssel liegt darin, den ersten Schritt zu machen und dann regelmäßig die nächsten Aufgaben abzuarbeiten. Durch die kleinen Zwischenerfolge entsteht ein Momentum und ein kontinuierlicher Fortschritt. Das motiviert und spart Energie, Zeit und Mühe bei der Umsetzung unserer Vorhaben.

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